Tacheles zur Depression – ein Blick hinter die Maske


 

Es ist als würden dir die Dementoren aus Harry Potter jegliches Glück und sämtliche Lebensfreude aussaugen. Zurück bleiben nur Dunkelheit, Angst, Hoffnungslosigkeit und Zweifel. Ich kann euch aus guter Quelle verraten, dass jeder – wirklich jeder, der nicht betroffen ist, sich unglaublich glücklich schätzen kann. Sollte ich die Depression als einen Ort beschreiben, so würde ich sie mir ähnlich vorstellen wie Mordor aus Herr der Ringe. Der dunkelste und unheimlichste Ort, den ich kenne. Zum Glück bin ich nicht jeden Tag an diesem Ort. Jedoch leider viel zu oft.  



Warum erzähle ich euch das alles? Weil ich es ungerecht finde, das Depressiven kein Verständnis und keine Toleranz entgegen gebracht werden. Nein, im Gegenteil. Freunde, Familie oder Partner wenden sich ab. Seit ich meine Diagnose erhalten habe, fühle ich mich wie eine „Montagsproduktion“, die in dieser Hochleistungsgesellschaft keinen Platz findet. Ich fühle mich, wie ein Mensch zweiter Klasse. Und oft genug bekommt man dieses Gefühl bestätigt. Auch bekomme ich oft zu hören „du bist doch so ein lieber und fröhlicher Mensch“ oder „ich kann mir gar nicht vorstellen, dass du depressiv bist“. Ich frage euch, wer von euch würde denn seine größte Schwäche, seinen größten Makel allen offen zeigen? Natürlich überspielen wir, wie schlecht es uns geht, wie einsam und hoffnungslos wir uns fühlen. Denn wer würde das nicht? Doch diese Maske kostet jeden Tag so unheimlich viel Kraft.

Wie soll man denn jemanden erklären, dass man sich vor seinen eigenen Gefühlen und Gedanken fürchten kann? Die wenigsten hören zu. Die wenigsten verstehen es. Viele interessiert es nicht. Mir wird gesagt, ich solle doch froh sein, dass ich gesund bin. Daran sieht man, wie wenig die Depression als Krankheit anerkannt wird. So ist es eben, mit Dingen, die wir Menschen nicht sehen können. Wir denken einfach, sie existieren nicht. Jemand, der depressiv ist, ist eben faul. Ich weiß nicht, ob sich daran je etwas ändern wird. Und ich weiß nicht, ob ich mich irgendwann nicht mehr schämen werde, für eine Krankheit, die ich mir nicht im Geringsten ausgesucht habe. Die Kraft, sich ständig zu rechtfertigen geht mir aus. Ich fühle eben, was ich fühle und ich denke eben, was ich denke. Ich habe mir das alles nicht ausgesucht. Warum können die Menschen nicht einfach verstehen?

Kommentare

  1. Auch wenn ich nicht direkt betroffen bin weiss ich zumindest im Ansatz wie du dich fühlst. Ich finde es toll, das du darüber redest und dich dieser Krankheit in den Weg stellst.

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