Noch ein Beitrag, der schon etwas älter ist. Geschrieben 2017 oder 2018. Genau kann ich das gar nicht mehr sagen. Man spürt beim Lesen, wie gut es mir in dieser Zeit ging.
Puh, eine
ganze Menge ist geschehen seit meinem letzten Eintrag. Und hinter mir liegt
wohl eine enorme Entwicklung. Dieses
Jahr, seit kurzer Zeit, fühle ich mich wie ein Schmetterling der nach einem
langen Prozess aus seinem Cocon geschlüpft ist. Und was soll ich sagen, ich
fühle mich so gut und ich bin so unbeschreiblich dankbar und glücklich darüber.
Wenn ich meine alten Einträgen überfliege, fühle ich ansatzweise dieses
bleischwere Gefühl, dass mich so lange gequält hat. Und nun bin ich endlich
frei. Und ich werde alles dafür tun, dass das so bleibt.
Ich
verabschiede mich von Menschen, die zu egoistisch sind auch an das Wohl anderer
Menschen zu denken, von Menschen die nur ihre eigenen Belange im Sinn haben,
von Menschen denen der materielle Wert über das Menschliche geht. Ich passe
mich nicht mehr an, schon gar nicht, wenn mein eigenes Wohlbefinden auf dem
Spiel steht. Die Menschen in meinem Umfeld sind liebevoll und loyal. Wer nicht
geben kann ohne im nächsten Atemzug wieder nehmen zu wollen, der hat meines
Erachtens vom Leben nicht viel verstanden. All die Menschen und Dinge, kann ich
nicht ändern. Aber ich kann ändern, wer oder was in meinem Leben eine Rolle
spielt. Und das kann jeder von uns.
Was soll ich
sagen, vielleicht hat nicht jeder Mensch es so schwer, zu sich selbst zu
finden. Vielleicht denkt auch nicht jeder so intensiv darüber nach und lebt
einfach so plätschernd vor sich hin, bis es einfach irgendwann vorbei ist. Ich
habe das Gefühl, ich hab mich jahrelang verloren gehabt. Ich weiß gar nicht, wie
das gehen soll, aber doch, ganz genau so fühlt es sich im Nachhinein an. Ich
glaube selten denken die Menschen noch so intensiv über Ihre Existenz nach,
selten über nicht DEN Sinn des Lebens sondern IHREN Sinn des Lebens. Wir alle
sind so unterschiedlich, da ist es doch ganz logisch, dass nicht jeder das
gleiche Lebensziel verfolgt. Und trotzdem wachsen wir langsam auf und bekommen
nach und nach suggeriert, wie unser Leben zu verlaufen hat, was wir erreichen
müssen, wie wir auszuesehen haben, wo wir uns rasieren müssen und wo nicht und
was attraktiv ist und was nicht. Und dabei hat sich ein Satz eingebrannt,
nachdem ich jeden Tag 2x laufen war, mich nur noch von Quark und Banane ernährt
habe und von jedem zweiten Kerl erzählt bekommen habe, wie wunderschön schlank
und sportlich meine Figur ist. Nämlich „Alles was wir mit Liebe betrachten ist
schön“. Und ganz genau so ist es. Scheiß auf diese Quälerei, scheiß auf „die
andere ist schlanker, ich muss abnehmen“. Wenn wir die Menschen, die wir lieben
ansehen, dann sind sie so unglaublich unperfekt perfekt. Das gefällt mir.
Und ich durfte erfahren, dass nicht mein Ziel
das der anderen Menschen sein muss. Ich muss nicht mit spätestens 30 eine aus
dem Ei gepellte Karrierefrau sein, ich muss kein schickes Reihenhaus in einer
spießigen Wohngegend haben und einen Kredit, der mich nachts nicht schlafen
lässt. Ich muss schon lange kein teures oder angesagtes Auto fahren. Ich
brauche diese Art von Respekt von anderen Menschen nicht. Oder besser gesagt –
nicht mehr. Ich habe erkannt, ich muss keine Mutter sein, weil mein Alter es so
vorgibt. Kein Mensch ist ein Versager oder ein schlechterer Mensch, nur weil er
diesen Illusionen nicht hinterher jagt. Ich kann jetzt entspannt der Zukunft
entgegen sehen. Ich genieße das Hier und Jetzt, denn unsere Zeit ist so
begrenzt. Wir rackern uns ab, verbringen unser Leben mit Sorgen, mit
Ansprüchen, denen wir nicht gerecht werden, mit Träumen, denen wir hinterher
jagen, mit Jobs, die uns überfordern und ins Burnout jagen… aber fragt sich
denn auch jemand irgendwann einmal wofür das Ganze?
Haben wir
Menschen verlernt zu leben? Glücklich zu sein? Vergessen was es bedeutet Mensch
zu sein. Ich nicht, ich habe das nicht vergessen.
Ich will
neugierig sein wie ein Kind, ich will im Gras liegen und die Sonne soll mein
Gesicht kitzeln, ich will lieben, dass ich das Gefühl habe mein Herz
zerspringt, ich will feiern, trinken, lachen tanzen, ich will erleben… und mich
nicht von Wochenende zu Wochenende, von
Urlaub zu Urlaub hangeln. Ich will ein Leben, das sich toll anfühlt. Ein Leben
von dem ich keinen Urlaub brauche. Und dafür brauchen wir nichts, kein Geld,
keine Macht… nur uns und die Kunst, das hier und jetzt zu genießen und auch
dankbar zu sein, darüber das es uns gut geht. Und das wir uns jeden Tag aufs Neue
aussuchen können, wer wir sind und was wir wollen. Denn nur dann glaube ich
fest, können wir ein glückliches Leben führen und andere Menschen glücklich
machen.
Es ist
einfach nicht der teure Sportclub, das neue Auto oder die Markensachen. Das
sind Momentaufnahmen, doch nichts von Dauer. Das erfüllt einen Menschen meiner
Meinung nach nicht. Ich will gar nicht wissen, wie viele von den „Außen
hui-Menschen“ innerlich zerbrechen, unglücklich sind, weil sie einfach nicht
erfüllt sind. Nicht glücklich.
Abgedroschen,
gelogen… das wird so mancher denken. Aber nein, ich sage es gerade heraus. Ich
besitze momentan so wenig wie noch nie in meinem Leben, also jetzt mal die
materiellen Dinge betrachtet. Anfang letzten Monats bin ich in ein Zimmer gezogen,
ein Zimmer im Keller sozusagen (Die äußeren Umstände haben mich dazu gezwungen,
darüber schreibe ich vielleicht beim nächsten Mal). Aber ich bin so glücklich
darüber, dass ich hier wohnen darf und natürlich meine alte Anneliese. Wir
genießen jeden Tag in vollen Zügen, der Sommer dieses Jahr ist trocken und für
viele eine Last. Doch ich liebe die Sonne, den blauen Himmel, die goldenen
Felder. Wir leben in den Tag. Ohne Druck, ohne Streit ohne unerfüllte
Erwartungen und ungesagte Worte, die beginnen große Löcher in den Magen zu fressen. Ich habe wieder ein
Zuhause, in dem ich mich wohl und sicher und geborgen fühle, denn die
Geborgenheit, die ich in den ganzen letzten Jahren so sehr gesucht habe, die
ich verzweifelt bei anderen Menschen gesucht habe, diese Geborgenheit wohnt
jetzt in mir. Der Weg war verdammt hart und steinig. Aber es lohnte sich
wirklich ihn zu gehen. Ich glaube ganz fest, jeder Mensch, der einmal richtig
verzweifelt war, weiß wie wunderbar und echt sich alles anfühlt, wenn man es dann
durchgestanden hat.
Kommentare
Kommentar veröffentlichen