Einfach mal rumgesponnen

 

Was würde ich gerne tun, wenn Zeit und Geld keine Rolle spielen würden? Ich muss zugeben, dass ist für mich sehr schwer zu beantworten, weil ich schon sehr lange kein Gefühl mehr dafür habe / hatte, was ich eigentlich möchte, was mir überhaupt Spaß macht. In den letzten Wochen, Monaten und Jahren bin ich wie eine leere Hülle durch mein Leben marschiert, so kommt es mir jedenfalls vor. Ich funktioniere, versorge meine Tiere, gehe arbeiten, versorge mich und meinen Partner, kümmere mich ums Haus. Ich tue alles was notwendig ist, um alles irgendwie am Laufen zu halten. Das Einzige, was immer weniger wird und immer schlechter läuft, ist die Beziehung zu mir selbst, meine Kraft, meine seelische Gesundheit. Ich bin unzufrieden in den meisten Momenten, ja fast unglücklich und verstehe oftmals nicht warum. Doch mit Hilfe meiner Therapie verstehe ich nach und nach, das meine Seele Futter braucht. Das man im Leben nicht immer nur Nützliches leisten muss. 

Also zurück zur Frage was würde ich gerne machen, damit meine Seele wieder leuchten kann? Ich habe mir in den vergangenen Tagen Zeit genommen und versucht in mich zu gehen und heraus zu finden, was ich momentan brauche, damit es mir gut geht. Ganz zentral ist mein Wunsch dabei nicht nur einfach vor mich hin zu leben, sondern mich lebendig zu fühlen. Ich will fühlen. Freude, Aufregung, Spannung, Wut, Angst - all das gehört dazu. In einem eintönigen Alltag mit immer und immer den gleichen Abläufen lässt aber keinen Platz dafür. In meiner Komfort-Zone habe ich es mir so gemütlich gemacht, dass es sich so anfühlt, als ziehe das Leben in rauschender Geschwindigkeit an mir vorbei und ich verpasse alles. 


Meine psychische Erkrankung und Einschränkung durch soziale Ängste tragen leider dazu bei, dass mir meine Komfort-Zone oftmals als bester Ort erscheint. Doch der Knackpunkt ist, dass es langfristig frustrierend ist, sich nicht aus seinem Safe Place heraus zu trauen. Das ist wirklich eine Zwickmühle. Denn eigentlich möchte ich Neues lernen und entdecken, ich möchte Wünsche und Träume haben und hin und wieder etwas ganz Verrücktes machen.  Momentan ist einfach jeder Tag gleich. Und ich habe einerseits lange gebraucht, um das zu verstehen. Und andererseits kostet es doch mehr Kraft als gedacht, die alten Muster und Abläufe zu durchbrechen. Doch nun kam es so, dass ich mich erdrückt gefühlt habe von all dem Einheitsbrei. Ich bin dankbar für alles was ich habe, wirklich. Und ich hatte wirklich oft genug versucht mir selbst einzureden, dass ich alles habe, was ich benötige um glücklich zu sein. Ja, ich habe und hatte tatsächlich ein schlechtes Gewissen, weil es mir einfach nicht gelingen will zufrieden und glücklich zu sein. 

Ich kann vieles nicht gut einschätzen und brauche immer sehr viel Zeit, bis ich verstehe, was ich eigentlich möchte und was nicht. Das Problem dabei ist dann, dass es mir plötzlich sehr schlecht geht, quasi von einer Minute auf die andere und dann geht einfach nichts mehr. Dann ist das Limit erreicht. Ich denke, ein großer und wichtiger Schritt wird es sein, die Signale wesentlich früher zu erkennen und dann zu handeln, aber auch das ist leichter gesagt als getan. 

Doch jetzt fühle ich, dass ich noch viel, viel näher an der Natur sein möchte, als ich es bereits bin. Ich will mehr davon. Ich möchte raus fahren, wandern bis meine Füße schmerzen und dann irgendwo im Nirgendwo ein Zelt aufbauen und mir über dem Feuer einen Kaffee kochen, wilde Landschaften sehen. Ich möchte mich frei fühlen, den Sternenhimmel bewundern und Wolken zählen. Einfach in  den Tag hinein leben und mal nix tun und nur mal sein. Ich habe so eine Sehnsucht, die ich schlecht in Worte fassen kann. Es fühlt sich ein wenig an wie Heimweh nach etwas, dass ich eigentlich überhaupt nicht kenne. Aber schon allein, dass ich es mir erlaube, diese Dinge auszusprechen oder aufzuschreiben, fühlt sich so befreiend an. 

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